Rückblick Deutscher Kongress für Maschinensicherheit

Wir blicken auf viele Jahre des Deutschen Kongress für Maschinensicherheit zurück.

Brisante Themen – Das war der Kongress Maschinensicherheit 2022

Am 28. und 29. Juni 2022 konnte der Deutsche Kongress für Maschinensicherheit endlich wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden. Genau genommen war es eine Hybrid-Veranstaltung, denn zu den Teilnehmern vor Ort in Nürtingen gesellten sich weitere Zuhörer, die online zugeschaltet waren, so dass insgesamt etwa 100 Profis aus dem Maschinen- und Anlagenbau zwei spannende Tage erlebten.

Angesichts gleich mehrerer zuletzt in Kraft getretenen oder in Kürze erwarteten für den Maschinenbau maßgeblichen Rechtsvorschriften mussten die Themen für den diesjährigen Kongress Maschinensicherheit nicht lange gesucht werden. Zum Einstieg schilderte Joachim Bischof (Leiter Corporate Product Compliance der FESTO-Unternehmensgruppe) die Erfahrungen eines global agierenden Unternehmens mit dem neuen Maschinenrecht. Danach stellte Rechtsanwalt Dr. Arun Kapoor (Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB) die neue EU-Marktüberwachungsverordnung vor und welche Neuerungen (und Risiken!) für den Maschinen- und Anlagenbau relevant sind. Dr. Kapoor hatte überdies die Rolle des Kongressleiters inne und führte souverän und nicht ohne Humor durch das Programm.

Im Fokus: Digitalisierung, Brexit-Folgen, Retrofit und CE-Konformität

Auch die Bedeutung des Wandels zur Industrie 4.0 für den Maschinenbau durfte im Programm nicht fehlen. Prof. Dr. Ulrich Thiele (Thiele Dokumentation) betrachtete den Trend zur Digitalisierung in der Technischen Dokumentation, Ramez Awad (Fraunhofer IPA) berichtete über Trends in der Automatisierung und Prof. Dr. Markus Glück (Hochschule Aalen) schilderte die Voraussetzungen für einen rechtssicheren Betrieb von Cobots für eine sichere Mensch-Roboter-Kooperation (MRK). Das ebenfalls für die Maschinenbaubranche hochbrisante Thema der Produktkonformität nach dem Brexit wurde von Anette Dunkel-Reinboth (Globalnorm GmbH) erörtert.

In weiteren Referaten berichtete Stephan Czarnecki (RP Tübingen) aus der Perspektive der Marktüberwachung, während Michael Loerzer (Globalnorm GmbH) die Veröffentlichungspraxis harmonisierter Normen und deren Auswirkungen kommentierte. Thorsten Gast (PHOENIX CONTACT) stellt die brisante Frage, ob es Maschinen ohne CE gibt bzw. inwiefern diese sicher sind. Jörg Ertelt (CE-AKADEMIE) beleuchtete die wichtige Frage der CE-Konformität bei der Automatisierung von Altmaschinen und was dies für Risikobeurteilungen und Betriebsanleitungen bedeutet.

Am zweiten Kongresstag konnten die Teilnehmern Ihr Wissen in jeweils einem von drei Workshops vertiefen. Viel diskutiert wurde zum Thema „Umgang mit behördlichen Meldepflichten für Maschinen“, moderiert von Dr. Arun Kapoor. Wie erwartet bestand auch großes Interesse an dem Workshop rund um den CE-Prozess, geleitet von Jörg Ertelt. Ralf Sachsenweger (QPS Europe B.V.) informierte im letzten Workshop über wichtige Änderungen in der US-Schaltschranknorm und über Probleme sowie Lösungen in der globalen Anwendung bei Schaltschränken mit einem Ausblick über die neue internationale Norm für Steuerungen im industriellen Einsatz. Die Ergebnisse der Workshops wurden im Plenum allen Teilnehmern vorgestellt.

Neue Formate bieten viel Raum für Fragen und Diskussion

Angesichts dieser spannenden Themen und den hochkarätigen Experten war das rege Interesse an fachlichem Austausch und Diskussion wenig verwunderlich. Bewährt hat sich das neue Format der Agenda, zusätzlich zu den Vorträgen auch Foren zu spezifischen Themen anzubieten. Dadurch hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, in kleinerer Runde auch spezielle für die eigene Praxis relevante Fragen zu stellen. Diese Option zum intensiven Austausch mit den Experten wurde intensiv genutzt.

Auch sehr gut angenommen wurde eine weitere Programmneuerung. Nach der Mittagspause hatten die Teilnehmer in einer Round Table Session im Foyer die einmalige Gelegenheit gemeinsam mit den Experten in ungezwungener Atmosphäre weiter zu diskutieren, individuelle Fragen aus ihrer praktischen Arbeit rund um das Thema Maschinensicherheit zu erörtern sowie Ideen und ihre Erfahrungen hierzu auszutauschen.

In den Pausen ergaben sich weitere Gespräche, auch an den Ständen der ausstellenden Firmen. Vor Ort vertreten waren Experten der Unternehmen Hans Turck GmbH, Phoenix Contact Deutschland GmbH, Bihl + Wiedemann GmbH, K. A. Schmersal GmbH & Co. KG, TÜV SÜD Industrie Service GmbH, Dina Elektronik GmbH, WEKA Media GmbH & Co. KG sowie Globalnorm GmbH.

In der Vorschau: KI-Verordnung und Maschinenprodukteverordnung

Die einen Kongresstag jeweils abschließenden Vorträge wagten einen Blick in die Zukunft. Marieke Merkle (Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB) stellte den Entwurf der europäischen KI-Verordnung vor und welche praktischen Auswirkungen für den Maschinenbau zu erwarten sind. Last but not least berichtete Thomas Kirsch (Richtlinienvertreter Maschinenrichtlinie bei der ZLS) zum aktuellen Sachstand der neuen Maschinenprodukteverordnung, welche die Maschinenrichtlinie ablösen soll.

Gerade diese Hintergrundinfos zu diesen kommenden neuen Verordnungen waren für alle Teilnehmer, Referenten und anwesenden Firmenvertreter wertvoll und die Entwicklung bleibt spannend. Mit Sicherheit wird man auf dem nächsten Deutschen Kongress für Maschinensicherheit 2023 sowohl zur KI-Verordnung wie zur Maschinenprodukteverordnung mehr erfahren und weiterdiskutieren können.

Die WEKA Akademie dankt allen Referenten und Experten für die engagiert präsentierten Vorträge und ebenso allen Teilnehmern – online oder vor Ort – für das rege Interesse und den wertvollen Austausch. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in 2023.


Nächster Termin:
20. – 21.06.2023 im Best Western Plus Hotel Am Schlossberg in Nürtingen